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Alkohol am Steuer

 

TOD EINER UNSCHULDIGEN

Ich ging zu einer Party, Mami, und dachte an Deine Worte.

Du hattest mich gebeten, nicht zu trinken, und so trank ich keinen Alkohol.

Ich fühlte mich ganz stolz, Mami, genauso, wie Du es vorhergesagt hattest.

Ich habe vor dem Fahren nichts getrunken, Mami, auch wenn die anderen sich mokierten

.Ich weiß, dass es richtig war, Mami, und dass Du immer recht hast.

Die Party geht langsam zu Ende, Mami, und alle fahren weg.

Als ich in mein Auto stieg, Mami, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde: aufgrund Deiner Erziehung - so verantwortungsvoll und fein.

Ich fuhr langsam an, Mami, und bog in die Strasse ein.

Aber der andere Fahrer sah mich nicht und sein Wagen traf mich mit voller Wucht.

Als ich auf dem Bürgersteig lag, Mami, hörte ich den Polizisten sagen, der andere sei betrunken.

Und nun bin ich diejenige, die dafür büßen muss.

Ich liege hier im Sterben, Mami, ach bitte, komm' doch schnell.

Wie konnte mir das passieren?

Mein Leben zerplatzt wie ein Luftballon.Ringsherum ist alles voll Blut, Mami, das meiste ist von mir.

 Ich höre den Arzt sagen, Mami, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt

.Ich wollte Dir nur sagen, Mami, ich schwöre es, ich habe wirklich nichts getrunken.

Es waren die anderen, Mami, die haben einfach nicht nachgedacht.

Er war wahrscheinlich auf der gleichen Party wie ich, Mami.

Der einzige Unterschied ist nur: Er hat getrunken, und ich werde sterben.

Warum trinken die Menschen, Mami?

Es kann das ganze Leben ruinieren.

Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche so scharf.

Der Mann, der mich angefahren hat, Mami, läuft herum, und ich liege hier im Sterben.

Er guckt nur dumm.

Sag' meinem Bruder, dass er nicht weinen soll, Mami.

Und Papi soll tapfer sein.

Und wenn ich dann im Himmel bin, Mami,

schreibt "Papis Mädchen" auf meinen Grabstein.

Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mami, nicht trinken und dann fahren.

Wenn man ihm das gesagt hätte, Mami, würde ich noch leben.

Mein Atem wird kürzer, Mami, ich habe große Angst.

Bitte, weine nicht um mich, Mami.

Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte.

Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mami, bevor ich von hier fortgehe: Ich habe nicht vor dem Fahren getrunken, warum bin ich diejenige, die sterben muss?

Die Feuerwehren am aushungern

 

 

„Retten, löschen, bergen, schützen", so lautet ein Wahlspruch der Feuerwehren, und diese vier Worte umschreiben auch ganz treffend deren Aufgaben bzw. die Erwartungen, welche in unsere Feuerwehren gesetzt sind.
Die Spezialisten der Freiwilligen Feuerwehren müssen nach einer Alarmierung sofort am Ort des Geschehens sein, sie müssen natürlich dort selbst schnellstens Hilfe leisten. Wenn möglich sollen sie auch gleich alle Spuren der Katastrophe beseitigen und dabei dürfen selbstverständlich keine Fehler passieren - dies alles setzt man als Betroffener oder Außenstehender (Zuschauer?) natürlich voraus, denn dafür sind die tapferen Helden der Feuerwehren schließlich da... 

Nur - ganz so einfach ist die Sache dann nicht, denn um im Ernstfall so helfen zu können, wie es erwartet wird, müssen mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Personal
Das Personal - Hier gleich eines vorweg: Bei den meisten Feuerwehrmitgliedern handelt es sich keineswegs um hochbezahlte Profis. Die Männer (und Frauen) der Feuerwehren versehen ihren Dienst am Nächsten ehrenamtlich, d.h. ohne jegliche Bezahlung. Für ihre Aus- und Weiterbildung und den Besuch von Spezialkursen müssen sie Urlaub nehmen, die notwendigen Übungen zur Erhaltung bzw. Verbesserung des Ausbildungsstandes finden in ihrer Freizeit statt. Oder die Einsätze: Zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit zu sein, jede Krisensituation unter teilweise enormen psychischen Druck meistern. Oft sind dabei auch schwere und sehr gefährliche Arbeiten durchzuführen. 

2. Ausrüstung
Die Feuerwehrausrüstung: Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge und Geräte, welche die technischen Voraussetzungen für alle möglichen Hilfeleistungen schaffen. Da zur Herstellung dieser Ausrüstung naturgemäß nur hochwertiges Material verwendet werden kann und auch eine lange Stabilität und Haltbarkeit unter schwierigsten Einsatzbedingungen verlangt wird, ist sie auch relativ teuer. Und genau hier beginnt es, kritisch zu werden.

Mehr Aufgaben - weniger Geld
Obwohl die Aufgabenstellungen an die Feuerwehren immer umfangreicher werden, gibt es zur Beschaffung der dafür notwendigen Geräte und vor allem Fahrzeuge nicht genügend finanzielle Mittel. Sicher, einige Feuerwehren wurden in letzter Zeit mit modernsten Fahrzeugen ausgestattet, aber sehr viele Feuerwehren müssen noch mit zum Teil komplett veralteten und zu schwach motorisierten Fahrzeugen vorlieb nehmen. Konnten sie früher nach 15 Jahren um einen Ersatz ansuchen, so wurde diese Frist nun auf 20 Jahre hinaufgesetzt. Dies brachte natürlich schon so manche Probleme mit sich. Aber durch den chronischen Geldmangel kam es dazu, daß die „Altersgrenze" für Feuerwehrfahrzeuge nun auf ganze 25 Jahre erweitert wurde. Das heißt: Es muß ein Vierteljahrhundert Dienst versehen, bevor es durch ein neues Fahrzeug ersetzt werden kann, sofern die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind; schließlich leiden auch die Gemeinden selbst immer mehr unter dem finanziellen Notstand. 
Die für diesen Missstand Verantwortlichen sind aufgerufen, schnellstens eine positive Wende herbeizuführen und alle Feuerwehren mit entsprechenden Fahrzeugen und Geräten auszustatten. Es ist nämlich schlicht und einfach falsch, immer nur damit zu argumentieren, es koste zu viel. Man kann nicht einerseits verlangen, die Feuerwehren müssen alles können (auch der Katastrophenschutz ist hier integriert) und sie andererseits aushungern. Und überhaupt: Es ist geradezu beschämend, wenn von den zuständigen Stellen immer nur die Kostenfrage in den Vordergrund gestellt wird und gleichzeitig gerne übersehen wird, daß alle Feuerwehrmitglieder ihren oft sehr gefährlichen und anstrengenden Dienst zum Wohle der Allgemeinheit selbstlos und gratis versehen. Noch dazu leistet die Feuerwehr als „Mädchen für alles" des öfteren Arbeiten, die gar nicht zu ihren Aufgaben zählen. Außerdem müsste die Rettung von Menschen, Tieren und Sachwerten den Einsatz aller Mittel rechtfertigen. 

Viel Leistung um wenig Geld?
Feuerwehren, die alles leisten, aber nichts kosten - ein fataler Trugschluss, der sich bei den alltäglichen Einsätzen für die Betroffenen (Opfer) katastrophal auswirken würde. Heinz Zotter, St. Pankraz - KEIN Feuerwehrmitglied! 

Hilfe für die Helfer

  

„Piieepp, piieepp, piieepp“, da war es wieder, dieses Geräusch das mein Piepser von sich gab, wenn es mal wieder Zeit war für einen Einsatz. Es war vier Uhr Früh und ich hatte seit dem letzten Einsatz nur ca. eine halbe Stunde geschlafen. Und nun wurden wir wieder zu einem Einsatz gerufen. Das hieß also ab ins Auto und ein paar Minuten später waren wir auch schon auf dem Weg Richtung Einsatzort. Uns wurde auch gleich per Funk durchgegeben, worum es sich handelte.

„2-19 einsatzmäßig Richtung Olympiabrücke – Mensch in Notlage.“ Mensch in Notlage war ein Satz den ich wirklich hasste, denn er sagt absolut nichts darüber aus, um was für einen Einsatz es sich handelt. Das konnte nun wirklich alles sein. Als wir den Einsatzort erreichten, war die Feuerwehr und Polizei schon vor Ort.

„Wir versuchen gerade die Tür aufzubrechen, aber die scheint ziemlich massiv zu sein“, erklärte uns einer der Feuerwehrmänner. Mein Fahrer drehte sich zu mir um und meinte: “Nimm mal den Defi und den Notfallkoffer mit. Ich fordere einstweilen den Notarzt und den Einsatzleiter an.“ Vollbepackt kam ich wenige Minuten später zur Tür, die immer noch ungeöffnet war, und stellte alles ab.

„Wer hat uns denn eigentlich angefordert?“, fragte mein Fahrer einen der Feuerwehrmänner, die immer noch hart am arbeiten waren. „Die junge Frau dort drüben, die gerade mit dem Polizisten spricht!“, er deutete in die entsprechende Richtung.

Kurze Zeit darauf traf der Einsatzleiter ein und gab der Feuerwehr die Anweisung durch ein Fenster einzusteigen, wenn die Tür ein solches Problem darstellte. Also stiegen drei Feuerwehrmänner über eines der Fenster ein und an dem erschreckten: „Oh mein Gott“, war mir sofort klar, dass sich dort drinnen tatsächlich ein Mensch in Notlage befand. Die Feuerwehrmänner öffneten uns von innen die Türe und da bot sich uns ein nicht gerade angenehmes Bild. Auf der Couch lag ein junger Mann, weiß wie die Wand, der offensichtlich einen Selbstmordversuch hinter sich hatte. Er hatte versucht sich die Pulsadern und die Halsschlagader auszuschneiden und er hatte auch ganz gut getroffen, denn der blutete stark. Mein Fahrer und ich stürzten zu ihm und begannen mit der Erstversorgung. Wir legten Verbände an, sprachen mit ihm und erklärten ihm alle Maßnahmen, wobei von ihm eigentlich keine Reaktion mehr kam. Kurze Zeit darauf traf der Notarzt ein und setze die weitere Versorgung fort. Soweit hatten wir ihn dann auch stabil und wollten ihn von der Couch auf die Trage umlagern, womit er aber ganz und gar nicht einverstanden war und sich wie wild zu wehren wusste. Mit seiner Faust traf er mein linkes Auge, was mir noch Tage danach ziemlich weh tat. Schließlich hatten wir ihn aber doch so weit beruhigt, dass wir ihn ohne Probleme ins Krankenhaus mitnehmen konnte, wo er dann weiter versorgt wurde.

Nach diesem Einsatz folgten in dieser Nacht keine weiteren mehr und eigentlich wäre ich müde gewesen und hätte noch ein wenig schlafen können, bevor der Universitätsalltag wieder anfing, aber ich konnte nicht. Sobald ich meine Augen schloss kam dieses Bild zum Vorschein, dieser junge Mann, der auf der Couch lag, das Blut von seinen Armen fließend ...

Ich muss auch heute, und seither ist doch einige Zeit vergangen, immer wieder an diesen Einsatz denken. Es blieb leider nicht mein einziger Einsatz bei dem sich ein Mensch das Leben nehmen wollte. Aber seit diesem Einsatz frage ich mich allerdings immer wieder: “Wer hilft eigentlich uns Helfern?“ Die Bevölkerung verlässt sich darauf, dass Feuerwehr und Rettung immer einsatzbereit sind, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen. Und das sind wir, ob es draußen stürmt und scheint, wir sind da, und das rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Aber wir Helfer haben auch Gefühle. Auch wenn wir am Einsatzort erst mal so schnell wie möglich unserer „Arbeit“ machen, so gehen die wenigsten Einsätze spurlos an uns vorüber. Wer hilft nun uns Helfern, solche Einsätze, wie ich ihn erlebt habe, zu verarbeiten? 

Wer ist für uns Helfer da, wenn wir einmal HILFE brauchen?

DER TOD EINES LENKERS

  

Da die Feuerwehren zumeist sehr unmittelbar mit dem Schrecken und Leiden eines Verkehrsunfalles konfrontiert werden, möchten ich an dieser Stelle über die gesamte Dramatik und auch die Grausamkeit eines Unfalles berichten. Besonders angesprochen seien damit junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Auf diese Gruppe fallen nicht weniger als 48 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden.
Die häufigste Unfallursache ist überhöhte Geschwindigkeit; bei einem Drittel aller Fälle ist Alkohol im Spiel. An einem Freitag ereignen sich statistisch gesehen die meisten Unfälle mit Sachschäden, "todsicher" - im traurigsten Sinne des Wortes - ist man an einem Samstag zwischen 15 und 21 Uhr unterwegs. Der "Hauptdarsteller" heißt Friedrich, doch genauso gut könnte er anders heißen - vielleicht genauso wie ...?

Sekunde Null
Friedrich fährt 90 km/h. Sein Auto wiegt 1.200 kg. Bei diesem Tempo stecken im Auto 38.226 kg Translationsenergie (nach vorne in Fahrtrichtung strebende Wucht). Das entspricht der Wucht einer aus 2.000 Meter Höhe abgeworfenen 250 kg Bombe, die mit einer Kraft (Gewicht) von 100 bis 300 Megapond (1 Megapond=1.000 kg) auf hartes Pflaster knallen würde. Friedrich tut von sich aus noch 2.230 kg Energie hinzu, weil er 70 kg wiegt und auch 90 km/h fährt. Soeben fährt er gegen einen Baum.

 

Sekunde 0,1
Das Zehntel einer Sekunde ist vorbei. Stoßstange und Kühlergrill sind eingedrückt, die Motorhaube beginnt sich zu kräuseln. Der Wagen hat etwa 5 km/h an Fahrt verloren. Friedrich fühlt sich deutlich nach vorne gedrängt. Neben seinem Gewicht, das mit 70 kg im Polster sitzt, hat er nun auch ein Gewicht nach vorne von 170 kg. Friedrich macht die Beine steif, um dieser Neuigkeit im wörtlichen Sinn entgegenzutreten. Und er drückt gegen das Lenkrad, damit es ihn nicht aus dem Sitz hebt. Mit den Beinen stemmt er rund 156 kg ab, mit den Armen stemmt er auch so 30 bis 35 kg. Er hätte nie geglaubt, dass er so stark ist, aber es gelang ihm, noch sitzen zu bleiben. Da kommt der zweite harte Stoß. Noch ehe er sich besinnen kann, ist sie vorbei, die                

                                                                                                                       
Sekunde 0,2
Die etwas härteren Teile des Fahrzeuges, Radaufhängung und Kühler, sind soeben am Baum angekommen; die Verbindungen mit dem Wagen reißen ab, denn der übrige Wagen fährt noch sehr schnell, insbesondere hinten mit dem Kofferraum. Friedrich fühlt jetzt einen mächtigen Schlag auf den Beinen, denn der Teil des Wagens, gegen den er sich mit den Füßen stemmt, wurde soeben auf etwa 60 km/h  abgebremst. Mit den Beinen stemmt er 350 bis 420 kg ab. Wollte er jetzt noch sitzen bleiben, müsste er mit den Armen 220 kg am Lenkrad abstemmen, aber das schafft er doch nicht. Seine Kniegelenke geben nach, sie brechen einfach knirschend oder springen aus dem Gelenk. Und deutlich spürbare Gewalt zieht ihn mit seinem Gewicht von rund 140 kg auf einer Kreisbahn nach oben in die Ecke der Sonnenblende. Alles in allem verteilt Friedrich zurzeit insgesamt 413 kg Eigengewicht auf seine Gliedmaßen.

Sekunde 0,3
Friedrich hat jetzt ein etwas leichteres Schicksal: Er ist mit Fliegen beschäftigt, er ist noch unterwegs zu den Hindernissen. Seine gebrochenen Knie kleben am Armaturenbrett, mit den Händen hält er fest das Lenkrad, das sich unter seinem Griff elastisch biegt, und ihn um weitere 5 km/h abbremst. 
                                                                                                                   
Sekunde 0,4
Friedrich ist noch immer unterwegs, sein Becken stößt gegen den Lenkradkranz. Friedrich ist in diesem Moment nur etwa 100 kg schwer. Die Lenksäule biegt sich unmerklich nach oben. Da kommt der furchtbare Moment, indem der schwerste und stabilste Teil des Wagens, der Motor, an den Baum kracht.

Sekunde 0,5
ist soeben vorbei. Motor und Friedrich stehen still. Nur der Kofferraum fährt noch mit 50 oder 60 km/h. Die Seitenwände des Wagens überholen sich selbst. Die Hinterräder bäumen sich hoch auf, zwei drei Meter hoch. Aber der Wagen interessiert  uns jetzt nicht: Was ist mit Friedrich in dieser Zeit passiert? Friedrich kam im Verlauf einer Zehntelsekunde zum Stillstand. Sein Gewicht wuchs auf 973 kg an. Mit dieser erbarmungslosen Gewalt wurde er auf die Lenksäule geschleudert. Das Lenkrad, an dem er sich noch immer fest hielt, brach unter dieser Stoßkraft zusammen wie ein morsches Brezel. Mit der Kraft von rund 870 bis 920 kg (je nach Stärke des Volants) dringt die Lenksäule als stumpfe Lanze in seine Brust. Gleichzeitig rammt der Kopf mit einem betäubenden Schlag die Windschutzscheibe. Hätte sich Friedrich nicht mit so übermenschlicher Kraft am Lenkrad fest gehalten, dann würde er vielleicht auch 1.300 kg schwer geworden sein, in diesem Moment. Und dabei wären ihm die festgeschnürten Schuhe von den Füßen geflogen. Noch eine oder zwei Zehntelsekunden, dann ist Friedrich tot.   

                                                                                                 
Sekunde 0,7
Nach sieben Zehntelsekunden steht der Wagen still. Das Unglück ist vorbei. Sagen sie einmal "einundzwanzig" das ist eine Sekunde. Und nun sagen sie "zwanzig": Das ist die Zeit in die Ewigkeit für Friedrich gewesen, Friedrich ist tot...

UND NIEMAND GEHT HIN

  

Viele halten es für selbstverständlich, dass, sobald man 122 ruft, die Feuerwehr kommt. Das fast das gesamte Feuerwehrwesen Österreichs auf Freiwilligen basiert, wird oft überhaupt nicht bedacht.
Hier ein kleiner Text zum Nachdenken... 

Es prasselt, als würde jemand Erbsen auf ein Dachfenster fallen lassen, aber es kommt nicht von oben. Es kommt durch das geöffnete Schlafzimmerfenster. Und erst als wir davon wach werden, können wir das Feuer auch riechen und sehen. Als wir nach draußen rennen, beleuchtet der Widerschein des Feuers die Szene mit seinem typisch unruhigen Licht. Außer dem Besitzer des Anwesens und uns ist nur noch ein weiterer Nachbar da. Beide bemühen sich, den Brand mit Gartenschläuchen in Schach zu halten. Der Rest der Leute aus den benachbarten Häusern, der nicht schon im Urlaub ist, verbringt den Sommerabend wohl irgendwo anders bei Freunden und Bekannten. Die Gefahr ist offensichtlich: Die Bauhütte brennt bereits lichterloh und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Feuer auf den Neubau übergreifen wird. „Ich habe die Feuerwehr schon gerufen..." sagt der Besitzer. „Vor 20 Minuten..." fügt er resigniert hinzu. Alle nicken verstehend. Es dauert nun mal seine Zeit, bis die Feuerwehr kommt, wenn man nicht in der Stadt wohnt, wo es eine Berufsfeuerwehr gibt, die rund um die Uhr besetzt ist. Das Problem liegt aber nicht in der Entfernung - das alte Zeughaus liegt nur etwa fünf Minuten von uns entfernt...

Da hören wir das Martinshorn und man kann auch das Flackern des Blaulichtes schon sehen. Der Besitzer des Grundstückes läuft ihnen entgegen, damit nicht noch mehr Zeit verloren geht. „Mensch - so ein Glück, dass die schon da sind..." seufzt der andere Nachbar erleichtert und blickt auf seinen Gartenschlauch. „Damit kommt man ja wirklich nicht weit..." Nur zwei Mann sitzen im Löschfahrzeug. Und wie zu erwarten, sind es Pensionäre. Einer der beiden, der wie ich weiß schon über 60 ist, aber immer noch sehr dichtes, dunkles Haar hat, verschafft sich rasch einen Überblick. „Der war früher der Kommandant - als die Freiwillige Feuerwehr noch mehr Mitglieder hatte. Unser Glück, dass der da ist... Eigentlich dürfte er in seinem Alter gar nicht mehr..." Der Alte trifft rasch seine Entscheidungen: „Hans, Du versuchst erst mal den Brand mit dem Tankwagenschlauch vom Neubau wegzuhalten, bis ich denen hier gezeigt habe, was zu tun ist... Ihr kommt mit und helft mir, eine Saugleitung vom Löschteich aufzubauen." „Und was ist mit der Bauhütte?" fragte ich. Der Alte sah mich skeptisch an: „Die ist eh nicht mehr zu retten. Die Zeiten, wo wir genug Leute hatten, um einen Brand zu bekämpfen, sind vorbei. Heutzutage verwalten wird hauptsächlich das Feuer, das wir vorfinden. Also los!".

Eigentlich war es erstaunlich, dass wir den Neubau retten konnten. Und hätten uns die beiden Alten nicht so klare Anweisungen gegeben, wir hätten wohl nie Wasser in die großen Schläuche bekommen. Als wir vor den glimmenden Resten der Bauhütte standen, meinte meine Freundin: „Das war knapp..." „Da haben wir schon Schlimmeres erlebt", entgegnet der Alte. „Das war ja nichts Großes. Wir waren nur viel zu wenige. Erst recht zu wenige Ausgebildete.. zwölf Aktive... damit kommt man nicht über die Urlaubszeit." „Aber warum werden dann nicht mehr ausgebildet?", frage ich. „Weil keiner kommt, wenn man was macht - weil keiner Zeit hat. Eine Jugendgruppe haben wir schon seit zwei Jahren nicht mehr. Freiwillige Feuerwehr - so etwas kostet nun mal Zeit. Die Zeit, die man beim Einsatz nicht hat, die braucht man zum Üben." Er will gerade weiterreden, als ein Piepsen ertönt. Tüt.. tüt.. tüt. „Ein Dreier-Alarm..", sagte der Alte und hält mir den Feuerwehr-Piepser hin. Aber das Gerät hört nicht auf... tüt.. tüt..tüt..

 Tüt.. tüt.. tüt.. - ich schlage die Augen auf. Wie immer drücke ich zuerst auf dem Wecker herum, weil ich denke, dass er es ist. Aber beim Blick auf die Uhr wird mir klar, dass es erst viertel nach drei ist. Samstag nacht. Meine Freundin ist auch wach... „Piepser?" fragt sie schlaftrunken. „Ja", sagte ich, „ein Dreier-Alarm..." Keine Frage, wir werden jetzt rasch in die Klamotten springen und mit dem Auto zum Feuerwehrhaus fahren. Wir wollen es. Wir haben uns freiwillig dafür entschieden. Und deshalb müssen wir jetzt auch - ziemlich egal wann. Ob es draußen kalt oder warm ist. Denn stellt euch vor, es gibt eine Freiwillige Feuerwehr und keiner geht hin...

Stellt euch vor, es brennt und keiner kommt löschen.....

ICH WÜNSCHTE

  

Ich wünschte, du könntest den Kummer des Geschäftsmannes sehen, als sein Lebenswerk in Flammen aufging oder die Familie, die nach Hause kam, nur um ihr Haus und ihre Habseligkeiten beschädigt oder sogar zerstört vorzufinden.

Ich wünschte, du könntest fühlen, wie es ist, ein brennendes Schlafzimmer nach eingeschlossenen Kindern abzusuchen; die Flammen schlagen über deinen Kopf hinweg, während des Kriechens schmerzen deine Handflächen und Knie, der Fußboden gibt unter deinem Gewicht nach, wenn die Küche unter dir zu brennen anfängt.

Ich wünschte du könntest die Furcht in den Augen einer Ehefrau um 3 Uhr morgens sehen, wenn ich ihrem 40 Jahre altem Ehemann den Puls fühle und keinen finde, ich beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, hoffe wider besseres Wissen ihn zurückzuholen, aber ich weiß, dass es zu spät ist Aber seiner Frau und seiner Familie muss ich das Gefühl geben, dass alles Mögliche getan wurde.

Ich wünschte, du könntest den unvergleichlichen Geruch von brennenden Isolierungen, den Geschmack von Ruß auf deinen Schleimhäuten, das Gefühl der intensiven Hitze, die durch deine Ausrüstung dringt, das Geräusch der lodernden Flammen und die Beklemmung absolut nichts durch diesen dichten Rauch zu sehen, nachempfinden - "Sensationen, an die ich mich zu sehr gewöhnt habe, mit denen ich zu sehr vertraut geworden bin."

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, am Morgen zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, nachdem du den Großteil der Nacht, heiß und wieder nass durchgeschwitzt, bei einem Großfeuer verbracht hast.

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich zu einem entstehenden Feuer gerufen werde, "Ist es ein falscher Alarm oder ein fortgeschrittenes, atmendes Feuer? Wie ist das Gebäude konstruiert? Welche Gefahren erwarten mich? Sind Menschen eingeschlossen?"

Ich wünschte, du könntest in der Notaufnahme dabei sein, wenn der Arzt das hübsche 5 Jahre alte Mädchen für tot erklärt, nachdem ich es zuvor 25 Minuten lang versucht habe am Leben zu halten; sie wird nie zu ihrem ersten Date gehen können oder jemals wieder die Worte "Ich liebe dich, Mama" sagen können.

Ich wünschte du könntest die Frustration im Führerhaus des Löschfahrzeuges fühlen, der Maschinist drückt seinen Fuß fest auf die Bremse, mein Daumen drückt wieder und wieder den Schalter des Presslufthorns, wenn du dir vergeblich versuchst Vorfahrt an einer vorfahrtberechtigten Kreuzung zu verschaffen oder im dichten Verkehrsstau. Wenn du uns brauchst, wann auch immer es ist, deine ersten Worte nach unserem Eintreffen werden sein: "Es hat fast eine Ewigkeit gedauert bis ihr hier wart!"

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich helfe, eine junge Frau aus den zertrümmerten Resten ihres Wagens zu ziehen, "Was wäre, wenn es meine Schwester, meine Freundin oder eine Bekannte ist? Wie werden ihre Eltern reagieren, wenn vor ihrer Tür ein Polizist steht, der seine Mütze in den Händen hält?"

Ich wünschte, du könntest wissen, wies es sich anfühlt nach Hause zu kommen, meine Eltern und Familie zu begrüßen, aber nicht das Herz zu haben ihnen zu erzählen, dass ich beinahe von meinem letzten Einsatz nicht zurückgekommen wäre.

Ich wünschte, du könntest die physische, emotionale und mentale Belastung von stehengelassenen Essen, verlorenem Schlaf und verpasster Freizeit vorstellen, zusammen mit all den Tragödien, die meine Augen gesehen haben.

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, einen kleinen Jungen auf deinem Arm zu tragen, der fragt. "Ist meine Mama O.K.?", und es ist dir unmöglich, ihm in die Augen zu schauen, ohne dass dir die Tränen in die Augen steigen und weißt nicht, was du sagen sollst- Oder wie es ist, einen alten Freund zurückzuhalten, der mit ansehen muss, wie sein bester Kumpel in den Rettungswagen getragen wird, und du weißt genau, dass er nicht angeschnallt war.

Ich wünschte du könntest die Kameradschaft und die Befriedigung, Leben gerettet oder jemandes Eigentum geschützt zu haben, erfahren, da zu sein zur richtigen Zeit am richtigen Ort, in der Gefahr oder aus der Hektik und dem Chaos heraus Ordnung zu schaffen.

Solange du dieses Leben nicht durchgemacht hast, wirst du niemals wirklich verstehen oder einschätzen können, wer ich bin, was wir sind oder was unsere Arbeit wirklich bedeutet...I

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